16.03.2018

Team, wo ist mein Team geblieben? Wie Sie mit fragilen Teams umgehen.

Wie kann es sein, dass ein eingespieltes und gut funktionierendes Team in kurzer Zeit zur Baustelle wird? Plötzlich herrsch ein rauer Umgangston und dort, wo früher ein Lachen zu hören war, knallen jetzt die Türen.

Ein falsches Wort, ein im Ansatz zu strenger Ton und beim aller kleinsten Fehler liegen bei der Kollegin, dem Kollegen die Nerven blank. Es wird, manchmal auch lautstark, gekontert und schon knallt es.    

In traditionelle Organisationen, wie z.B. in Krankenhäusern, findet man oft Menschen die fest an ihrer Ordnung und ihren Arbeitsabläufen festhalten. In der mehr als hektischen Krankenhauswelt gibt dies Sicherheit und ermöglicht den Arbeitsalltag zu bewältigen. Natürlich findet sich in Krankenhäusern und ähnlich strukturierten Organisationen, eine Vielzahl an verschiedenen Teams verschiedener Berufsgruppen, solche, die mehr oder weniger Routinetätigkeiten abarbeiten. Jedes dieser Teams hat seine eigene Dynamik, eigene Spielregeln und eine eigene „Binnenkultur“.   

Wir wenden uns jedoch jenen Teams zu, die hohe Routinen und täglich wiederholende Tätigkeiten haben, also den fragilen Teams. Fragil deshalb, weil sie hoch sensibel auf Impulse von außen reagieren. Veränderungen werden als Störung wahrgenommen und destabilisieren nicht nur die einzelnen Mitarbeiter, sondern auch die geschaffenen Beziehungen im Team. Ein neuer Mitarbeiter oder eine geplante Veränderung der Arbeitsabläufe reichen oft schon aus, dass sich Verunsicherung, Unruhe und Missgunst breit machen. Die Folge ist, das Team fällt sozusagen aus dem eigenen Hamsterrad heraus, nichts scheint mehr sicher oder kalkulierbar und die darauffolgenden Reaktionen sind für ein Nicht-Teammitglied oft nicht nachvollziehbar.    
Manchmal werden Veränderungen salopp über ein Team gegossen, via Email oder bei einem Meeting und manchmal ist sogar die Presse mit Hiobsbotschaften schneller dran, als die interne Kommunikation.   

Die erste Frage, die Sie sich in so einer Situation als Führungskraft stellen sollten, ist:
Wie gehe ich selber als Führungskraft mit den geplanten Veränderungen um? Schwant mir jetzt schon schlimmes und gehe mal in Deckung oder warte ich, bis ich das Gesamtpaket der Nachrichten dem Team vor den Latz knalle?
Schmiede ich ausgeklügelte Pläne hinter verschlossenen Türen, wie ich die Veränderungen in wohl feilen Worten an die Frau oder den Mann verkaufen werde, unter der Devise „alles halb so wild“?
Diese Gangarten bringen ein fragiles Team noch mehr aus dem Gleichgewicht, befördern es nonstop in die Starre oder in den Widerstand.

Die zweite Frage, die Sie sich in so einer Situation als Führungskraft stellen sollten, ist:
Wie viel Veränderung verträgt mein Team?
Kommunizieren Sie klar das Ziel und geben Sie dem Team Zeit und Handlungsspielraum. Erwarten Sie nicht, dass alles sofort umgesetzt wird, ein Schritt nach dem anderen. Ist der erste Schritt getan und sei die Veränderung noch so klein, wertschätzen Sie das! Das gibt Mut und Zuversicht, auch den nächsten Schritt zu schaffen.

Reinhard Sprenger empfiehlt in seinem Buch „Radikal Führen“, Störungen in ein Team in homöopathischen Dosen zu verabreichen, aber nicht schlagartig. Dies gilt ganz besonders  für fragile Teams. Er führt weiter aus: „Was passiert, mögen Sie nicht in Griff haben, wie sie darauf antworten, schon“.

Fragile Teams brauchen Ihr Vertrauen und die Gewissheit, es gemeinsam zu schaffen.

       

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Andrea Langhold Signet