25.07.2017

Ich finde meine Rolle nicht – „Chef – oder vielleicht doch nicht?“

In meiner täglichen Arbeit mit Führungskräften erlebe ich immer wieder, dass es gar keine oder nicht ausreichende Rollenklarheit gibt. Ich gebe Ihnen mal zwei Beispiele aus meiner Praxis:

1. Ein Geschäftsführer eines Chemieunternehmens kommt schon gerne mal am Wochenende ins Werk und schraubt an den Produktionsmaschinen rum. Er kann es halt doch besser! Die Schichtleiter, die die Produktion tagtäglich managen und exzellente Troubleshooter sind, werden kurzfristig zu „Hilfsarbeitern“.

2. Bei einem Hearing bewarben sich Fachärzte für die Position des Chefarztes. Auf die Frage, wie es denn mit ihrer Erfahrung in Sachen Personalführung aussieht, war die Antwort eines der Bewerber „Führung? ... für sowas habe ich keine Zeit, ich bin Arzt“.

Viele Führungskräfte sind mit ihren Denkmodellen, als sie noch nicht in Führungspositionen waren, sehr erfolgreich gewesen. Fachlich brillant haben sie sich einen Schritt nach dem anderen in eine Führungsposition gearbeitet. Die innere Haltung, also die Grundeinstellung, die das Handeln und Verhalten jedes Einzelnen prägt – wie z.B. Fleiß, Organisationstalent, Durchhaltevermögen und herausragende fachliche Qualitäten – das alles macht noch keine erfolgreiche Führungskraft aus.

Führung zu übernehmen, bedeutet nicht noch mehr von dem zu tun, was ich schon besonders gut kann, sondern einen Wechsel in eine andere, neue Rolle – die Führungsrolle. Es geht nicht darum zu beweisen, der beste Techniker oder beste Arzt zu sein, sondern darum, den Teams, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Umfeld zu gestalten, wo diese Bestleitung erbringen können. Es müssen Menschen verschiedener Herkunft, verschiedenen Alters und verschiedener Fachrichtungen zusammengebracht und gleichzeitig das Unternehmen in eine erfolgreiche Richtung gesteuert werden.

Ich empfehle Führungskräften, bevor sie ihre neue Position einnehmen, die neue Rolle sehr ausführlich zu reflektieren. In welchem Kontext sind sie Führungskraft, wann Kollege, dann vielleicht Mentor, Vertreter des Unternehmens nach Außen und wann vielleicht auch manchmal Freund. Fehlende Klarheit im Rollenverständnis erschwert nicht nur die eigene Positionierung, sondern auch die notwenige Neuorientierung der Mitarbeiter.

Es geht nicht mehr um SIE alleine – als Führungskraft werden Sie „gefilmt“, Sie stehen ab sofort auf der Bühne! Diese Bühne verlangt nach Rollenklarheit.

Eine Investition in diese neue Rollenfindung ist eine Investition in Ihre erfolgreiche Zukunft und gleichzeitig in Ihr Unternehmen.

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Andrea Langhold Signet